Während er schrie spürte er, wie er festgehalten wurde, obwohl er sich wehrte mit Fäusten und Füßen, ohne aufzuhören mit überschnappender Stimme Willis Namen brüllend, wurde er nicht losgelassen. Das machte den Feind erst recht auf die bisher einigermaßen gut versteckte Gruppe aufmerksam, und als Onkel Willi in seinem festgefrorenen Blut zwanzig Minuten später zu sich kam, waren alle in dem Graben in Fetzen geschossen. Niemand überlebte außer Pnkel Willi. Er erwachte im Lazarett. Ganz vorsichtig öffnete er die Augen, hübsch langsam, eins nach dem anderen. Er war auf ein schmales, reichlich unbequemes Feldbett geschnallt. Seine Augen wanderten zu einem Wald aus galgenähnlichen, boshaft aussehenden Gestellen. Wie die Raubmörder hingen daran mit dem Kopf nach unten baumelnde Flaschen, von denen zahlreiche Schläuche ein unübersichtliches Durcheinander bildeten, sich verzweigten und in Kanülen endeten, die in seinen Armen und in seinen Handrücken steckten. In den Flaschen blubberten leise Blasen verschieden schnell, um lebensrettende pharmazeutische Erzeugnisse in das Innere seines Körpers zu befördern oder schlimme Absonderungen und natürliche Ausscheidungen aus ihm heraus zu saugen. Onkel Willi machte die Geräusche nach, es hörte sich schrecklich an. Wir Kinder hielten den Atem an dieser Stelle immer an vor Spannung. Weiter schweifte sein Blick, nach unten, Richtung Hüfte, Unterleib und Oberschenkel. Ihn schwindelte, als er ein zweites Schlauch-Konglomerat, bei weitem an Form, Farbe, Größe und Chaos dem ersten überlegen, gefährlich nahe an…an seinem… an seinen Oberschenkeln entdecken mußte.
„Sowas nenn ich Schutzengel!“ Onkel Willi vernahm eine heitere Stimme irgendwo über seinem rechten Handgelenk, fühlte, wie sich jemand daran zu schaffen machte. „Ein Wunder, wenn ich mir mal erlauben darf, das zu sagen, Kamerad, bei dem enormen Blutverlust und so.“
Es erstaunte ihn, dass es so schmerzte. Dass ein kleiner Piekser so weh tun konnte. Seinen aufgerissenen, ausgetrockneten Lippen entrang sich ein gepresstes: „Oh!“ Angst überfiel ihn, als er bemerkte, ab dem Bauchnabel nichts zu spüren. Die Stimme versuchte, beruhigend zu klingen.
Mittwoch, 21. April 2010
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