Hinter der Putzkolonne standen regungslos zwei große Männer, die bodenlange Gewänder an hatten, ihre Köpfe waren eingewickelt in zu einer Art Turban geschlungene weiße und schwarze Tücher, mit Gesichtsschleier, der nur die Nsae und die verspiegelten Sonnenbrillen freigab. Auf dem Rücken trugen sie altmodische Gewehre mit langem Lauf und verrosteten Metallteilen, am Unterarm hatten sie Dolche in verzierten Lederscheiden, und um den Hals trugen beide lange Lederschnüre zu einer Kette verschlungen, mit kleinen ledernen Päckchen und Silberschmuck. Sofort fühlte ich mich von den ersten leibhaftigen Tuareg angezogen, bewundernd starrte ich die eindrucksvollen Erscheinungen aus einer fremden Welt an, bis mich die Stimme meiner Mutter aus meiner Vaerzauberung riss.
Von den nomadischen Tuareg, einem wilden Volk, dessen verschiedene Stämme über ganz Westafrikas Wüsten über viele Landesgrenzen, die sie nicht anerkennen, hinweg, verteilt leben, wissen die Forscher bis heute nicht genau, woher sie eigentlich stammen. Ihre Sprache ist das „tamaschek“, zusammengesetzt aus Elementen sämtlicher Sprachen von südlichen Atlas bis zum Nil, gewürzt mit einem guten Schuß lateinisch und uralten, längst vergangenen Sprachen des Vorderen Orients. Der Name der Großen Göttin Ischtar bedeutet in mehreren altorientalischen Sprachen „Stern“. In latein wäre das „Astra“, in tamaschek „Atrr“. „Aqua“ ist auf latein Wasser, auf tamaschek sagt man “Ama“. Es gibt viele Beispiele. Meine persönliche Theorie ist: die Tuareg sind ursprünglich Indoarier. Äußerlich gleichen sie in verblüffender Weise manchen nordindischen Völkern, sie sehen vielen Rajasthani zum Verwechseln ähnlich, bevorzugen ähnliche Lebensweisen und Lebensräume. Sie haben dieselben Vorfahren, wie wir, ein Teil der Arier wanderte von Zentralasien in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends, so etwa um 1200 vor Christus, in Richtung Nordindien, der andere Teil wandte sich Europa und dem Vorderen Orient zu, von wo aus es naheliegend ist, über Ägypten in Nord- und Westafrika einzufallen. Unterwegs assimilierten sie Sprachen, Sitten, Glaubensformen, Gebräuche und genetisches Material. Ihre Schrift ist typisch für Völker der Wüste, sie besteht aus herrlich anzusehenden, leicht und schnell in Sand und Fels zu ritzenden Zeichen. Viele schöne Menschen habe ich gesehen auf der Welt, aber die Tuareg sind die schönsten von allen.
Dienstag, 25. Mai 2010
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